10 Thesen: "begabt leben – mutig verändern"
Die Resonanz auf die 10 Thesen, entstanden aus dem Konsultationsprozess der EKBO „Welche Kirche morgen?“, ist innerhalb und außerhalb unserer Landeskirche sehr positiv. Sie werden als präzise Definition der aktuellen Herausforderungen wahrgenommen. Der WERKTAG 2014 hat darüber hinaus deutlich gezeigt, dass mit den 10 Thesen in der breiten Öffentlichkeit unserer Landeskirche gearbeitet werden will. „Mehr EKBO war nie“, hat ein Teilnehmer des WERKTAG 2104 gesagt. Nun gilt es diese Unterstützung auch zu geben, den Austausch zu ermöglichen, gegenseitige Anregungen aufzunehmen, um sehr praktisch und sehr konkret in dieser Zielrichtung weiterzuarbeiten.
Wir stehen in unserer Landeskirche mit ihren Kirchenkreisen, Arbeitszweigen und Gemeinden gemeinsam mit der weltweiten Christenheit im Auftrag Jesu Christi.Wir leben aus der Kraft des dreieinigen Gottes und sind getragen von der Gewissheit, dass der auferstandene Christus seine Kirche begleitet.
Wir wollen den Heiligen Geist in seiner Vielfalt neu entdecken. Er motiviert und stärkt uns, »Salz der Erde« zu sein und unsere Mission zu erfüllen: das Evangelium zu verkündigen, zur Gemeinschaft einzuladen, die Lehre Jesu weiterzugeben, Seelsorge zu üben und zur tätigen Nächstenliebe zu motivieren. Wir setzen uns ein für die Bewahrung der Schöpfung und die Achtung der Menschenrechte.
Wir leben in einer Landeskirche, deren Vielfalt Spannungen und Gegensätze vereint: Metropole und strukturschwache Regionen; Speckgürtel und Mittelstädte; Ost- und Westbiographien; drei Bundesländer; arm und reich; Christinnen und Christen unterschiedlicher theologischer Tradition, mit und ohne Migrationshintergrund. Wir wollen in Zukunft unsere Vielfalt bewusster als Stärke entfalten, indem wir gemeinsame Visionen für die Zusammenarbeit entwickeln.
Unsere Gesellschaft ist vielfältig und wird noch vielfältiger werden. Unterschiedliche Kulturen und Religionen, areligiöse und atheistische Weltanschauungen sowie unterschiedliche Ansichten über die Rolle der Religionen in der Gesellschaft prägen öffentliche Diskurse. Wir nehmen diese Situation als Herausforderung an, vertreten unsere Botschaft aktiv und setzen uns im Geist der Versöhnung für den gesellschaftlichen Dialog der Weltanschauungen ein. Wir treten für das bewährte Religionsrecht in unserer Gesellschaft ein, das es Menschen aller Religion erlaubt, ihren Glauben öffentlich zu leben.
Wir kennen in unserer Kirche eine Fülle unterschiedlicher Gottesdienstformen. Jeder Gottesdienst hat seinen Wert: Andachten für die kleine Zahl, Gottesdienste mit unterschiedlichen Zielgruppen, repräsentative Gottesdienste mit hoher gesellschaftlicher Wahrnehmung.
Wir wollen dort, wo Gottesdienste nicht mehr einladend wirken und in der bisherigen Form und Anzahl organisatorisch oder personell nicht zu sichern sind, mutig Veränderungen vornehmen. Die Zukunft des geistlichen Lebens unserer Kirche liegt in bewusst eingesetzten, unterschiedlichen Formaten geistlichen Lebens, mit und ohne Ordinierten. Wir wollen die Formen und die Zahl unserer Gottesdienste innerhalb einer Gemeinde und regional den vorhandenen Ressourcen anpassen. Nicht die Menge der Gottesdienste ist ausschlaggebend, sondern die Haltung, in der wir sie gestalten und feiern.
In unserer Kirche werden vielfältige Bildungsangebote gemacht: in Gemeinden, in evangelischen Kitas, im Religionsunterricht, in kirchlichen Einrichtungen und evangelischen Schulen. Noch aber fehlen ein gemeinsam formuliertes Bildungsverständnis, eine Bildungskonzeption und die Möglichkeit, transparent darzustellen, was wir im Bildungsbereich zu bieten haben.
Wir wollen als offene und öffentliche Kirche ein ausformuliertes Bildungsverständnis und eine Bildungskonzeption im öffentlichen Diskurs entwickeln, um unsere Stärken bekannt zu machen und weiter zu entfalten.
Unsere Kirche und die Einrichtungen unserer Diakonie gehören untrennbar zusammen. Kirche braucht Diakonie, um ihren Auftrag zu erfüllen. Diakonie braucht Kirche, um ihr christliches Profil in der Gesellschaft leben zu können. Wo kirchliches Leben und unternehmerische Diakonie miteinander verbunden sind, können sich Kirche und Diakonie als starkes Team in die Gesellschaft einbringen.
Wir wollen im Gespräch mit der unternehmerischen Diakonie Wege zu einem neuen gegenseitigen Verstehen und zu gemeinsamem Handeln finden.
In unserer Kirche gibt es eine Fülle von Ressourcen, Ideen und Kompetenzen, die noch nicht ausreichend bekannt sind. Diese Begabungen wollen gehoben werden, damit Mut und Hoffnung unter uns wachsen. Um uns nach außen zu orientieren und eine Kultur des Willkommens zu leben, bieten die Kirchenmusik und andere künstlerisch-kulturelle Arbeit, die Spezialseelsorge und unsere weltweiten Partnerschaftsbeziehungen sowie die mediale Präsenz unter den Bedingungen der Mediengesellschaft eine Fülle von Möglichkeiten.
Wir wollen die Arbeit unserer Kompetenzzentren (Amt für kirchliche Dienste, Berliner Missionswerk, Evangelische Akademie zu Berlin, Stiftung St. Matthäus) stärker bekannt machen und nutzen. Als neues Kompetenzzentrum bauen wir eine Arbeitsstelle für Kirchenmusik auf.
In unserer Kirche gibt es viele Dienste und Ämter: beruflich und ehrenamtlich Mitarbeitende; ordinierter und nicht-ordinierter Dienst; Mitarbeitende im aktiven kirchlichen Dienst und Mitarbeitende, die sich im Ruhestand ehrenamtlich engagieren. Sie alle haben Anteil an dem einen Auftrag Jesu Christi.
Wir wollen Rollen und Profile klären, Absprachen der Zusammenarbeit verbindlich machen und notwendige Strukturveränderungen einleiten, um die »Zeugnis- und Dienstgemeinschaft« zu erneuern.
Je stärker uns der Auftrag motiviert, den Jesus Christus uns gegeben hat, desto deutlicher sehen wir die Fülle der Aufgaben und bedauern unsere begrenzten Ressourcen. Vielfach wird in unserer Kirche deshalb Überlastung erlebt. Aber vielfach werden schon jetzt durch zielorientiertes Planen und durch eine »Kultur der Verabredung« gangbare Wege der Entlastung gefunden.
Wir wollen sensibel Überlastungen wahrnehmen. Wir brauchen Einsicht in die Grenzen unserer Möglichkeiten und den Mut, Prioritätenentscheidungen zu treffen und gemeinsam zu verantworten.
Als »Volkskirche im Wandel« bleiben wir – unabhängig von der Zahl unserer Mitglieder – eine offene und öffentliche Kirche, die ihre Mission in der Gesellschaft erfüllt. Es gehört zu unserem Wesen, uns nach außen zu wenden und eine Willkommenskultur für alle Menschen zu pflegen.
Wir wollen eine Kirche bleiben, die vielfältige Aufgaben in der Gesellschaft wahrnimmt. Wenn unsere Ressourcen zurückgehen und wir das Netz unserer Aktivitäten weiter spannen müssen, wollen wir unser gesellschaftliches Engagement zielorientiert vereinbaren. Wir wollen uns als Gemeinden untereinander und darüber hinaus mit den diakonischen Trägern regional absprechen und uns mit anderen Partnern in der Zivilgesellschaft vernetzen. Gut vernetzt bleiben wir eine »Volkskirche«, die ihre Mission, »Salz der Erde« zu sein, gesellschaftlich erfüllt.